Samstag, 31. August 2013

Kriegerische Stimmung

Weshalb Syrien und Co. nun definitv der Status der ‚islamischen Staaten’ aberkannt werden, und der Westen Mut zu mehr Diplomatie und Nächstenliebe haben sollte.


Aus dem Arabischen Frühling ist inzwischen ein eiskalter Winter geworden, der die gesamte Menschheit schlottern lässt. Tausende von unschuldigen Menschen sterben durch Bombardierungen, zuletzt durch den Einsatz chemischer Waffen, wodurch vor allem Kinder umkamen. Nun möchte auch noch der Westen nicht etwa durch diplomatische Lösungsansätze, sondern durch Militärschläge eingreifen. Die derzeitigen Zustände in Syrien, aber auch in Ägypten und den umliegenden Ländern sind einfach fatal und desolat.


Sie werden gerne als die ‚islamischen Staaten’ bezeichnet. Doch diese Bezeichnung ist in Anbetracht der derzeitigen Lage dermaßen paradox, dass sie aus dem Sprachgebrauch verbannt werden sollte. Dies ist keinesfall eine unbedachte Spekulation, sondern vielmehr eine Feststellung.
Halten wir uns zunächst den Begriff ‚Islam’ vor Augen. Wenn dies tatsächlich islamische Staaten wären, würden hier definitiv keine Waffen eingesetzt werden. Die einzige Waffe die hier eingesetzt werden würde, wäre die Verbreitung von Barmherzigkeit. Denn das Wort ‚Islam’ stammt ursprünglich aus der arabischen Wurzel s-l-m und bedeutet ‚Unversehrtheit’. Zu diesem Wortstamm gehören auch die arabischen Begriffe für Heil, Sicherheit und Frieden.
Dieser Frieden und diese Sicherheit kann im Islam durch die Hingabe an Gott erreicht werden. Diese Hingabe drückt sich nicht in Form von Kriegen oder Kämpfen, sondern vielmehr in Form von Gutmütigkeit und Barmherzigkeit aus. Somit offenbart der Mensch die Eigenschaften Gottes und dient als ein Spiegel des Bild Gottes. Und dieser ist im Islam bekanntlich mit zahlreichen positiven Attributen gekennzeichnet.

Die derzeitigen Zustände in den ‚Islamischen Staaten’ sind alles andere als friedlich und barmherzig zu bezeichnen. Aus diesem Grund ist solch eine Bezeichnung dieser Staaten nicht kompatibel. Außerdem stellt der Islam an sich keine Institution, sondern eine Ideologie dar, die nicht ein Stück Land darstellen kann. Solche Staaten sollten vielmehr als gescheiterte Staaten, also ‚Failed States’, bezeichnet werden, als sie paradoxerweise mit dem Islam, die eine tiefe Philosophie darstellt, in Verbindung zu bringen.

Auf der anderen Seite befindet sich der ‚liberale’ Westen, der eventuell durch Militäreinschläge in die ohnehin schon heikle Situtation eingreifen möchte, und damit seine Herrschaft unter Beweis stellen möchte. Doch welchen Sinn hat eine Herrschaft, die letztendlich den Krieg anheizt, als diesen etwa durch diplomatische Lösungsansätze abzukühlen.
Apropos liberal: die Liberalität ist der Menschheit inzwischen selbst zum Verhängnis geworden. Denn „der Mensch ist dazu verurteilt, frei zu sein“, schrieb Jean-Paul Sartre 1948, „verurteilt, weil er sich nicht selbst erschaffen hat, und dennoch frei, weil er, einmal in die Welt geworfen, für all das verantwortlich ist, was er tut.“
Der Mensch ist dermaßen frei, dass dieser nicht die Folgen dieser Freiheit berücksichtigt. Dies wird stets durch einen Blick auf die Zeit bewiesen. Alleine die Tatsache, dass Deutschland Saudi Arabien mit Panzern beliefert und der Mensch Atomwaffen herstellte, beweist dies eindeutig. Dies sind nur einige von unzähligen Beweisen dafür, dass die Menschen tatsächlich dazu verurteilt sind, frei zu sein.

Assad begeht eindeutig ein Delikt gegen die Menschlichkeit, das mit nichts auf dieser Welt gerechtfertigt werden kann. Doch es scheint, als sei er vor lauter Gier nach Macht erblindet.
Hier sollte nicht Big Boss namens Obama einschreiten, sondern der Internationale Gerichtshof der Menschenrechte. Diese Menschenrechte wurden doch einst eingeführt, um solch verhängnisvolle Missetaten zu sanktionieren. Es scheint, als sei der Inhalt der einst niedergelassenen Menschenrechte in Vergessenheit geraten und der Internationale Gerichtshof im unendlichen Urlaub.
Der Westen sollte sich um zweierlei Dinge bemühen: Zum einen um diplomatische und friedensfördernde Lösungsansätze und zum anderen um die Gewährung der Sicherheit der unschuldigen Bevölkerung. Hierzu gibt es sicherlich einige Lösungsansätze, die der Westen bewusst verdrängt oder nur Ansatzweise erfüllt, indem er freundlicherweise einige Flüchtlinge aufnimmt und ‚duldet’.

Reden wir von der Wirtschaft, so sind wir plötzlich ein globales Dorf und eine starke Gemeinschaft, die stets gehegt und gepflegt wird. Doch in einem Dorf ist es üblich, dass einer des anderen Leid kennt und sich gegenseitig hilft. Von diesem Zusammenhalt ist derzeit leider wenig zu sehen. Hoffen wir auf ein Wunder, das uns aus diesem drohenden dritten Weltkrieg, dessen Atem wir bereits spüren können, erettet!





Sonntag, 25. August 2013

Kalte Erde



Du bist zu sentimental,
für diese kalte Erde,
mit der Roboterherde,
die dich umhaut,
mit der Wucht eines Kometen.
Reiße dich zusammen,
gleich könnte sie dich rammen,
die Realität,
zu spät,
sie ist schnell und hart,
so apart,
denn es gibt sie nicht mehr,
die kollektive Empathie,
du ultimatives Genie.
Du kaust nur Steine,
brichst dir die Beine,
wenn du sie suchst,
die schöne Empathie,
es sei denn,
du bist wahrlich ein Genie
und kennst das,
was die kalte Erde
erwärmen kann.

Sonntag, 18. August 2013

Danke, lieber Zeitgeist!

 

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes veröffentlichte kürzlich eine Studie mit dem Titel „Diskriminierung aufgrund der islamischen Religionszugehörigkeit im Kontext Arbeitsleben“. In dieser Expertise wird aufgezeigt, dass die Zugehörigkeit zum Islam wohl, vor allem durch das islamische Kopftuch, einen eigenständigen Grund für Diskriminierungen im Arbeitsleben darstellen würde.

 

Dass der gegenwärtige Zeitgeist von einer enormen Oberflächlichkeit geprägt ist, ist wohl keine neue Erkenntnis. Alleine die Medienlandschaft zeigt dies deutlich auf. Sendungen wie Germany’s next Topmodel, Deutschland sucht den Superstar oder Werbungen für jegliche Produkte, suggerieren den Zuschauern einen bestimmten Stereotyp. Vor allem Frauen werden hierbei so attraktiv wie möglich dargestellt.
Es scheint so, als sei der Grad des Erfolges von der Attraktivität einer Frau abhängig. Betrachte man sich die Automessen, auf denen Frauen als Werbemittel für Autos eingesetzt werden. Hier lautet die Devise: Je attraktiver die Frau, desto maximaler der Absatz.

Diesem Dilemma begegnen vor allem Frauen auch im alltäglichen Leben. Schon in der Schule und am Arbeitsplatz ist das Äußere ausschlaggebend für den gesamten weiteren Verlauf. Je cooler die Sachen, desto angesehener ist man in der Clique. Je attraktiver, desto besser die Akzeptanz unter den Kollegen. Menschen, die aus dem Rahmen fallen und aus der Masse stechen, werden, so hart es auch klingen mag, automatisch als unfähig stigmatisiert. Das Tragen des islamischen Kopftuches gehört wohl auch dazu.

Die Wahrscheinlichkeit, dass das Kopftuch ausschließlich auf Grund des islamischen Hintergrunds negative Auswirkungen auf das Arbeitsleben hat, ist eher gering. Tatsache ist doch, dass eine Kopftuchtragende Frau nicht in das Bild des Schönheitsideals der Zeit passt. Durch das Kopftuch bleiben die Haare und somit die Attraktivität der Frau verdeckt. Nun könnte behauptet werden, dass dies nicht attraktiv genug für den Verkauf der Produkte wäre. Doch sollte nicht eher die Loyalität eines/r Mitarbeiters/In im Mittelpunkt stehen?
Als sei das Kopftuch ein Hindernis für die sorgfältige Bearbeitung eines Auftrages oder gar während einer Kundenbetreuung.
Im Gegenteil: Hier rückt das Äußere des Menschen in den Hintergrund und die Konzentration liegt in der Arbeit und nicht in der ständigen Optimierung des Äußeren.

Betrachte man sich die grundlegende Lehre des Islam, so ist diese von Frieden und Loyalität geprägt. Diese Elemente können sicherlich kein Auslöser für Diskriminierungen am Arbeitsplatz sein. Hier verschwindet die Grenze zwischen der Zugehörigkeit zu einer Religion und dem kulturellen Hintergrund eines Menschen. Ein fataler Fehler, denn Kultur und Religion sind zwei verschiedene Aspekte, die auseinander gehalten werden sollten. Ein/e Muslim/a aus Marokko und ein/e Muslim/a aus Indonesien leben den Islam, auf Grund der fehlenden Einheit, geprägt von ihrer jeweiligen Kultur und dem persönlichen Bildungsstand, unterschiedlich. Des Öfteren dringt die Kultur und das mangelnde Wissen durch, womit der wahre Konsens des Islams in den Hintergrund rückt. Dies könnte sicherlich zu Fehlschlüssen führen.

Wie dem auch sei, ein potenzieller Arbeitnehmer sollte an seiner Intelligenz und Fähigkeit gemessen werden. Würde dies im Mittepunkt stehen, würde es sicherlich zu weniger Komplikationen kommen.
Doch der gegenwärtige Zeitgeist steht hierbei im Weg. Das Aussehen steht nach wie vor im Mittelpunkt und bildet ein Ideal in den Köpfen der Menschen, welches wir uns, gewollt oder ungewollt, unbewusst aneignen.

Jeder kennt es


Neulich überlegte ich,
dass doch alle Menschen gleich sind,
jeder Mensch war einst ein Kind,
oder irre ich mich?
Überlegen wir doch mal,
wir sind doch alle sentimental,
wenn uns etwas nahe geht,
uns etwas zu Kopfe steht,
jedem Menschen ist es heiß oder kalt,
ob jung oder alt,
jeder von uns verspürt den Heißhunger auf eine Torte
seiner Lieblingssorte,
jeder Mensch verspürt einen Schmerz,
ob am Körper oder im Herz,
denn wir alle sind gleich,
ob arm oder reich,
denn jeder kennt das Gefühl
der schönen Freundschaft
und ihrer unaufhaltsamen Kraft,
jeder kennt das Gefühl,
ein Ziel zu erreichen,
und die Zeit mit tausend Gedanken zu verstreichen,
jeder kennt den Wert der wertvollen Zeit,
die schöne Erinnerung an die Kindheit,
doch schauen wir uns die Menschheit an,
ein Verhalten,
als ob es keine Verbindung geben kann,
erfüllt von Hass und Neid,
erfüllt von unendlichem Leid,
was hat die lieben Menschen wohl zur Bosheit getrieben,
haben einfach aufgehört einander zu lieben.

Donnerstag, 8. August 2013

Melancholischer Orient

Meute
So stark
Neben der Spur
Was wollen sie nur
Rechte.

Kinder
So kalt
Inmitten der Glut
Was wollen sie nur
Kindheit.

Frauen
So empört
Schreien trotz Gefahr
Was wollen sie nur
Autonomie.

Orient
So schön
Wärme und Euphorie
Wo ist die Mystik
Verschollen.

Dienstag, 6. August 2013

Die Wahrheit des Fundamentalismus

In der heutigen Zeit, vor allem nach dem 11. September 2001, klingt der Terminus „Fundamentalismus“ sehr häufig in den Medien auf. Selbstmordattentäter, Menschen, die im Namen der Religion oder Gottes Kriege führen und unschuldige Menschen umbringen, werden dort als Fundamentalisten bezeichnet. Auf der anderen Seite existieren auch andere Arten des Fundamentalismus.[1] Doch was genau ist der Fundamentalismus? Im weiteren Verlauf werde ich dabei ausschließlich auf den religiösen Fundamentalismus eingehen.
Warum ist dieser stets negativ geprägt? Ist Fundamentalismus tatsächlich von Gewalt geprägt und was genau kann als fundamentalistisch bezeichnet werden? Es kann zwar nicht exakt definiert werden, was genau als Fundamentalismus bezeichnet wird, da der Begriff inzwischen sehr individualistisch geprägt ist. Allerdings soll er ansatzweise erläutert werden.

Zunächst wäre es wichtig, auf die Geschichte des Begriffs einzugehen. Der Terminus „Fundamentalismus“ hat einen religiösen Ursprung. In den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurde dieser in Nordamerika gegründet. In einer Bibelkonferenz der dortigen protestantischen Kirchen sahen sich die Anhänger von der Moderne bedroht und beriefen sich auf ihre zwölfbändige Schriftreihe „The Fundamentals“: „The Testimony to the Truth“, die von 1910-1912 von A. C. Dixon und R. A. Torrey herausgegeben wurde. Und ihre Devise lautete, sich zurück zu den Fundamenten, auf Grund der für sie bedrohlichen Moderne, zu begeben. Hier kam das Wort erstmals in der gesamten Sprachgeschichte vor.[2] Die ‚Fundamentals’ aus den USA wehrten sich also gegen die Liberalität, Mobilität und Pluralität. Sie taten dies, da die heiligen Texte und institutionalisierten Autoritäten begründungspflichtig wurden. Somit wurde die evangelische Tradition der Bibel und die katholische Tradition des kirchlichen Lehramtes angefochten, was wohl der Auslöser für diesen Aufruhr darstellte.[3] Das heißt, dass die Überlegenheit der profanen Gesellschaft gegenüber dem Religiösen, von dieser Gruppierung nicht akzeptiert wurde.
So gründeten im Jahre 1919 die Anhänger der protestantisch amerikanischen Christen die „World’s Christian Fundamentals Association“. Sie akzeptieren nicht die modernen Auffassungen ihrer Religion, und waren quasi von der Unantastbarkeit der Schrift beziehungsweise der Lehre der Religion, überzeugt. Von diesem Zeitpunkt an, wurde dieser Begriff, im Zusammenhang mit dieser Art des christlichen Glaubens, populär.[4] Also kann gesagt werden, dass sich der Fundamentalismus, in diesem Falle, der Modernisierung der Religion entgegensetzte. Folgende Standpunkte wurden vertreten: 1. Die buchstäbliche Unfehlbarkeit der Heiligen Schrift, 2. die Nichtigkeit aller modernen Theologien und Wissenschaft, in dem Falle, dass sie dem Bibelglauben widersprachen, 3. die Überzeugung, dass Jemand, der diesen fundamentalistischen Standpunkt nicht teilt, kein wahrer Christ sein könne 4. der Einspruch gegenüber des modernen politischen Grundsatzes der Trennung von Staat und Kirche.[5] Diese Standpunkte sind sehr deutlich und weisen auf eine eindeutige Strömung gegen den Modernisierungsprozess der Gesellschaft hin. Doch der Begriff beschränkte sich nicht nur auf diese Gruppierung beziehungsweise auf diese Art des Glaubens.
Im weiteren Verlauf der Geschichte, genauer in den sechziger Jahren, wurde der Begriff von kritischen Rationalisten verwendet. Er wurde gegen jene verwendet, die darauf beharrten, dass es für jeden Erkenntnisbereich nur eine Theorie gäbe und andere Erklärungen für nichtig hielten. Ende der siebziger Jahre fand der Begriff derartigen Gebrauch, wie er noch bis heute verwendet wird. Hierbei wurde sich auf die „Islamismus-Renaissance“ im Iran bezogen, die mit Khomeini, dem spirituellen Führer der islamischen Revolution, in Verbindung gebracht wurde. In diesem Kontext wird der Terminus ‚Fundamentalismus’ für die Auslegung des Islam verwendet, die sich in diesem Zusammenhang, im Grunde genommen wie die World’s Christian Fundamentals Association, auf einen totalen Wahrheitsanspruch der heiligen Texte und der Überlieferung gegen die Moderne bezieht, die Wissenschaft aus dem Westen keineswegs akzeptiert und eine Einheit von Religion und Politik beansprucht. Außerdem wurde der Begriff für die Bezeichnung von politischen Anschauungen verwendet. Er beschreibt die Stellung, die sich auf Kompromisslosigkeit oder auch auf Gewalt in der politischen Konfrontation bezieht.[6] Hier könnte beispielsweise auf die politische Ideologie Hitlers oder die des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-ils verwiesen werden.
Jeder dieser vier Bereiche stellt sich gegen eine bestimmte Norm, die nicht in die mit ihren Vorstellungen übereinstimmenden Grundsätze passt. Der Fundamentalismus, der in der Moderne sehr negativ geprägt ist und sich augenscheinlich gegen die Moderne stellt, könnte quasi als ein Produkt der Moderne und der Aufklärung selbst bezeichnet werden. Dies liegt daran, dass die Aufklärung und Modernisierung viele der alten Traditionen und Normen quasi beseitigte, und ihre Vorstellung von Freiheit in den Mittelpunkt gestellt hat. Durch die geschaffene Freiheit, sollten die Menschen selbst und unabhängig denken und handeln können. Die Menschen befanden sich demnach in einer Zeit, in der sie sich zwischen verschiedenen Extremen befanden und entscheiden mussten. Diese freie Entscheidung in der Zeit der Aufklärung, war für die Menschen neu. Diejenigen, die sich nicht für die ‚moderne’ Form entschieden, wollten auf ihrem alten ‚Fundament’, also den Grundlagen, beharren. Dies ist nicht verwunderlich, denn die Einführung einer neuen Norm beziehungsweise Denkweise, wird bekanntermaßen nicht umgehend von allen beherzigt.[7] Darüber hinaus bietet die Moderne dem Menschen, wie in keiner anderen Zeit, einen großen Raum zur Entfaltung des eigenen Ichs. Das Individuum steht im Mittelpunkt und ist in der Lage über sich und das eigene Verhalten zu entscheiden. Das heißt, dass also der Fundamentalismus, wie Meyer es beschreibt, ‚der selbstverschuldete Ausgang aus den Zumutungen des Selbstdenkens, der Eigenverantwortung, der Begründungspflicht, der Unsicherheit und der Offenheit aller Geltungsansprüche, Herrschaftslegitimationen und Lebensformen, denen Denken und Leben durch Aufklärung und Moderne unumkehrbar ausgesetzt sind, in die Sicherheit und Geschlossenheit selbsterkorener absoluter Fundamente.’ [8] Dieser Definition zu Folge ist der Fundamentalismus ein Ausgang aus der Moderne und dem damit zusammenhängenden Selbsthandeln und der Eigenverantwortung. Dabei werden die Zustände, die aus dem Modernisierungsprozess entstehen, nicht anerkannt und sind mit den eigenen Fundamenten nicht vereinbar. Außerdem darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Moderne und der Fundamentalismus, zwei sehr gegensätzliche Elemente darstellen. Ohne die Moderne würde ein Fundamentalismus nicht entstehen. Demnach besteht eine gewisse Interdependenz zwischen den beiden gegensätzlichen Phänomenen.[9] Eine weitere Definition von Christian Jäggi wäre, ‚dass fundamentalistische Verhaltensweisen einen letztlich erfolglosen – weil immer abwehrenden und damit gewaltsamen – Versuch rückwärts gerichteter Rebellion gegen soziale Entfremdung, ethnisch-kulturelle Entwurzelung, weltanschauliche Heimatlosigkeit und gesellschaftlichen Wertezerfall der Moderne und der Postmoderne darstellen.’[10] Er bezeichnet die fundamentalistischen Verhaltensweisen als erfolglos, da diese stets mit Gewalt geprägt seien, und als eine Opposition gegen diverse Aspekte der Moderne. Diese Aspekte, wie die ‚ethnisch-kulturelle Entwurzelung’, sind, wie bereits erwähnt, Ergebnisse der vermeintlichen Aufklärung und des Modernisierungsprozesses. Allerdings bezeichnet er fundamentalistische Verhaltensweisen als stets gewaltsam. Ob diese Gewaltbereitschaft noch als fundamentalistisch bezeichnet werden kann, erscheint nach der Begriffsgeschichte und Erläuterung als fragwürdig.


Die genaue Bedeutung des Begriffes


Nun wäre es interessant zu wissen, was genau der Terminus ‚Fundamentalismus’ bedeutet. Hier wäre es wichtig, sich auf die Worterläuterung von Karen Armstrong aus ihrem Buch „Im Kampf für Gott“, zu fokussieren. Sie schreibt, dass eine wörtliche Übersetzung des Begriffs in den arabischen Terminus usiliyya: ‚Wurzeln’ bedeutet. Das heißt, dass man sich auf die Quellen und Normen, des Islam bezieht. Im Christentum läuft es auf die selbe Bedeutung hinaus. Die Quellen und, in diesem Fall, die Wahrheit der Religion, sind indiskutabel.[11] Dies liegt anscheinend daran, dass die Texte auf Grund der Heiligkeit und dem unveränderbaren Wort Gottes nicht diskutabel sind. Darüber hinaus wird keine Interpretation des Menschen akzeptiert und so werden die Texte wortwörtlich angenommen.
Es gibt den Fundamentalismus nicht nur im religiösen Sinne, sondern auch in anderen Formen. Wie bereits erwähnt, existiert dieser in der Politik, in der Kultur und anderen Anschauungen. Vor allem seit dem 11. September 2001 wird der Begriff mit fanatisch religiösen Menschen, die für ihren Glauben, in diesem Fall den Islam, andere Menschen umbringen und in Angst versetzen, in Zusammenhang gebracht. Der Religionswissenschaftler Waardenburg beschreibt Religionen als Orientierungssystem, was aber nur so lange Geltung hat, wie die Werte und Normen dieses Orientierungssystems ernst genommen und gelebt werden.[12] Im negativ geprägten religiösen Fundamentalismus werden zwar ebenfalls Werte und Normen ernst genommen, jedoch nur auf eine undifferenzierte Weise. Dadurch entsteht ein negatives Orientierungssystem. Fanatische Handlungen, bei denen Menschen in Angst versetzt werden oder umgebracht werden und dabei die Werte und Normen des Orientierungssystems, dem der Akteur sich zugehörig fühlt, verlassen werden, könnten im Umkehrschluss somit der Definition von Waardenburg zufolge nicht als religiöse Handlung bezeichnet werden. Durch die Definition des Terminus ‚Fundamentalismus’, ist nun deutlich geworden, dass dieser Begriff sich auf die Fundamente beziehungsweise Wurzeln einer bestimmten Anschauung zurück besinnt. Von der Begriffsbedeutung her, gibt es keine Indizien dafür, dass dieser Terminus von Gewalt oder ähnlichem, geprägt ist.



Fundamentalismus versus Fanatismus


Begriffe und Bezeichnungen sind bekanntermaßen ein sehr wichtiges Element, um Gegenstände oder Angelegenheiten zu beschreiben. Wird nun ein Begriff für zwei gegensätzliche Angelegenheiten verwendet, so könnte dies durchaus zu Verwirrungen führen. In diesem Fall wird ein und der selbe Begriff dafür verwendet Gruppen zu beschreiben, die sich stark auf die Fundamente ihrer Religion beziehen und diese leben und ebenso wird der gleiche Begriff für gewaltbereite Gruppierungen eingesetzt. Nachdem nun der Terminus Fundamentalismus definiert wurde, sollen nun der Begriff Fanatismus beschrieben werden, um eine Differenzierung zu dem Begriff Fundamentalismus aufzuzeigen.
Auch “Fanatismus“ wird heute, wie „Fundamentalismus“ mit negativen Aspekten in Verbindung gebracht. Zunächst wäre es auch hier wichtig, auf den Begriff einzugehen, um festzustellen, was dessen Wurzel bedeutet. Ursprünglich wurde der lateinische Stamm fas oder fes, für eine religiöse Handlung verwendet. Der Terminus fanum, wurde für den heiligen Ort, damals der Tempel, eingesetzt. Als fanaticus wurde die Person bezeichnet, die um diesen fanum, also heiligen Ort, ‚umherraste’. Der Begriff ‚umherrasen’ lässt sich von dem Begriff fanari herleiten.[13] Dieses ‚Umherrasen’ bezeichnete die Art einer Tempelekstase. Allerdings wurde dieser Begriff nicht nur dafür angewandt, denn aus römischer Sicht galt dieser Begriff dem Kult außerrömischer Götter. Aus christlicher Sicht wurden heidnische Priester und Kultdiener als fanatici bezeichnet. Diese Bezeichnung wurde so bis ins sechszehnte Jahrhundert verwendet.[14] Dann änderte sich die Begriffsverwendung mit der Zeit. So wurden beispielsweise religiöse ‚Schwärmer’ von den Reformatoren als fanatici bezeichnet. Aus katholischer Sicht wurde wiederum der Protestantismus mit diesem Begriff abgewertet. So wurde der Begriff des ‚Fanatismus’ im Laufe der Zeit stets auf etwas Anderes angewandt. Nach der französischen Revolution wurde allerdings der Begriff mit gewissen politischen Erscheinungen in Verbindung gebracht. Denn die Revolution versuchte den Fanatismus zu beseitigen, doch die Herrschaft von Robespierre und die des Jakobinertums, hatten selbst fanatische Züge angenommen. So wurde der Fanatismus als eine Einstellung bezeichnet, die sich von den eigentlichen Inhalten einer Position abkoppelt. Und diese einzelne separierte Einstellung einer Person oder Bewegung wurde als ‚fanatisch’ bezeichnet.[15]
So kann gesagt werden, dass die Begriffe „fanatisch“ oder „Fanatismus“ jedoch immer und auch heute in der Regel für Glaubenseinstellungen verwendet wurden und werden, die dem Zeitgeist und der subjektiven Vernunft bestimmter Gruppen widersprachen. Wohingegen der Begriff „Fundamentalismus“ sich auf das sich-Beziehen und Ausleben der Wurzeln von bestimmten Lehren, beziehungsweise religiöser Lehren, bezieht. Diese beiden Begriffe sind somit nicht als gleichwertig zu betrachten. Es könnte allerdings gesagt werden, dass von außen auf den Fundamentalismus oder aus dem Fundamentalismus heraus, ein Fanatismus entstehen könnte. Entweder, weil ein Besinnen auf die Fundamente einer Religion dem Zeitgeist widerspricht und somit eine fundamentalistische Gruppierung extrinsisch als fanatisch bezeichnet wird. Oder wenn eine fundamentalistische Gruppe ihre Interpretation und Lebensweise, nahe an den Fundamenten ihres Glaubens, als einzig wahrhaft erachtet und entgegen gesetzte Lehren als fanatisch ansieht. Seit dem 11. September 2001 wird Fanatismus vor allem mit dem Aspekt der Gewalt assoziiert.[16]
Eine dem gegenwärtigen Zeitgeist entsprechende Definition liefert der Psychologe und Psyschoanalytiker L. Bolterauer. Er bezeichnet hier den Fanatismus als ‚eine überstiegene leidenschaftliche, alle Kräfte, Fähigkeiten, Interessen eines Menschen total aktivierende und kaptivierende >monomane< Hingabe an eine sittliche Gemeinschaftsaufgabe, wobei im Bestreben, dieses Ziel uneingeschränkt (>radikal<) zu verwirklichen, keine Rücksicht auf andere Pflichten genommen wird und zur Bekämpfung der Gegner bei subjektiv gutem Gewissen alle Kampfmittel, auch sittlich verwerfliche, rücksichtslos eingesetzt werden’[17]. Interessant an dieser gegenwärtigen Definition, in Bezug auf den ursprünglichen Sinn des Begriffs „Fanatismus“, ist der vorkommende zentrale Ausdruck „Hingabe an eine sittlich Gemeinschaftsaufgabe“.
Im Gegensatz zu der bisherigen Anwendung von „Fanatismus“ auf diverse Gruppen und Ansichten, die nicht der Norm entsprachen, wird hier der Versuch gewagt eine allgemein gültige Definition zu geben, die im heutigen Sinn alle „Fanatiker“ vereint, unabhängig ihrer sonstigen Ansichten und (religiösen) Lehren. Ausschlaggebend dabei ist die Art und Weise wie „Fanatiker“ nach dieser Definition vorgehen: leidenschaftlich, rücksichtslos und unter der Bereitschaft diverse Kampfmittel einzusetzen. Aber auch diese Definition hat nicht die gleiche Bedeutung, wie „Fundamentalismus“, der sich auf die Wurzel oder auf das Fundament der Religion bezieht. Allerdings kann es auch hier passieren, dass zum neutralen Fundamentalismus Fanatismus, im bolterauerschen Sinne, hinzukommt und so ein fanatischer Fundamentalismus entsteht. Darüber hinaus darf nicht außer Acht gelassen werden, dass es neben dem ‚Einzelfanatismus’ auch einen ‚Massenfanatismus’ geben kann. Einzelne Menschen können sich demnach einer großen Masse von Fanatikern anschließen, welcher wiederum auch ‚ansteckend’ wirken kann.[18] Hier könnten als Beispiel so genannte ‚Selbstmordattentäter’ aus der nördlichen Provinz Afghanistans genannt werden, die hierzulande, vor allem nach dem 11. September 2001, bekannt sind. Diese kämpfen rücksichtslos im Namen Gottes und sind überzeugt von ihrem Handeln. Passend dazu zitiert Hole außerdem aus religionspsyschologischer Sicht B. Grom. Er bezeichnet den Fanatismus als einen rücksichtslosen ‚Kampf für eine heilige Sache, dessen Kern die Überidentifikation mit einer Überzeugung und einem Ideal religiösen und philosophischen Inhalt ist’. Außerdem ‚fühle sich der Betreffende, im Gegensatz zum schlichten Gläubigen, im fanatischen Einsatz grandios als kämpfender Held. [...]’ (Hole 2004:42-43) Hier wird deutlich, dass sich der Fanatiker mit einem bestimmten Glaubensinhalt überidentifiziert und dementsprechend handelt.[19] Aus einem Fanatismus für eine bestimmte Ideologie oder Lehre, wird dann so ein Fanatismus gegen das, was dieser Ideologie widerspricht.



Der Einfluss der Tradition


Eine weitere Komponente, die zu solchen Aktionen führt, ist die Tradition. Diese wird als die Weitergabe von Kulturbesitz und Moralanschauungen auf die folgenden Generationen verstanden. Und demnach ist Traditionalismus eine geistige Haltung, die bewusst an einer bestimmten Tradition festhält und neuen Ansichten kritisch gegenüber steht. Dadurch kann es sogar zu einer Bekämpfung der neuen Ansichten kommen, da diese nicht mit der eigenen Tradition konform sind.[20] So ist es ebenfalls mit den ‚religiösen Traditionalisten’, die an einer bestimmten Tradition, die des Öfteren nicht mit den religiösen Lehren zu vereinbaren sind, beharren. Als ein äußerst aktuelles Beispiel für Fanatismus und dem so eben benannten Traditionalismus, könnte der Fall von Malala Yousafzai aus Pakistan aus dem Swat-Tal aufgeführt werden. Die vierzehnjährige Pakistanerin hatte das Bedürfnis, sich Wissen anzueignen und in die Schule zu gehen. Doch die Taliban, die das dortige Gebiet besetzen, verkünden ein Schulverbot für Mädchen. Sie und weitere Mädchen besuchen trotz dieses Verbots die Schule, und darüber hinaus wendet sich Malala durch einen Blog an die Öffentlichkeit, um gegen die Aktion der Taliban zu protestieren. Ihres Erachtens nach sollten Jungen sowie Mädchen die Schule besuchen dürfen. Die Taliban duldeten dieses Wiederwort nicht und schossen auf das Mädchen und ihre zwei Schulkameradinnen. Malala und ihre Freundinnen überleben dieses traditionalistisch motivierte Attentat. Auch in dem hier aufgeführten Artikel wird bereits in den ersten Zeilen deutlich, dass die Täter als ‚Fundamentlisten’ bezeichnet werden.[21] Allerdings sollten diese vielmehr als Fanatiker oder Traditionalisten bezeichnet werden. Jedenfalls wird klar, dass dies der Begriffsbedeutung zu Folge keinesfalls eine ‚fundamentalistische’ Tat sein kann. Denn schaut man sich die islamischen Quellen bezüglich des Aspekts der Bildung an, ist erkennbar, dass die Bildung von Mädchen sowie Jungen, einen äußerst essenziellen Bestandteil des Islam darstellt. Dazu heißt es in einem Hadith, also dem Ausspruch des Propheten Mohammed, dass derjenige das Paradies erwirbt, der seine Tochter gut behandelt, und ihr eine gute Bildung und Erziehung angedeihen lässt.[22] Daran, und an vielen anderen Beispielen, ist deutlich zu erkennen, dass die Bildung einer Frau ein essenzieller Bestandteil ist und diese Tat keinesfalls mit dem Fundament des Islam begründet werden kann.





[1]http://www.sueddeutsche.de/kultur/die-ketzerei-des-fundamentalismus-hoeher-als-gott-1.1326913
[2] Vgl. Pfürtner, S., Fundamentalismus, S. 47
[3] Vgl. Deuser, H., Religiöser Fundamentalismus, S. 6
[4] Vgl. Meyer, T., Fundamentalismus in der modernen Welt, S. 13
[5] Ebd., S. 13-14
[6] Ebd., S: 14-15
[7] Ebd., S.15ff.
[8] Ebd., S. 18
[9] Ebd., S.20ff.
[10] Jäggi, C., Fundamentalismus, S.15-16
[11] Vgl. Armstrong, K., Im Kampf für Gott, S. 10-11
[12] Scagnetti-Feurer, T., Himmel und Erde verbinden, S. 29
[13] Vgl. Hole, G., Fanatismus, S.44
[14] Ebd., S.45
[15] Ebd., S.45
[16] Ebd.,S. 9
[17] Ebd., S. 42
[18] Ebd., S.47
[19] Vgl. Hole, G., Fanatismus, S.43
[20] Vgl. Von Bose, A., Traditionalismus, S. 4
[21]http://www.sueddeutsche.de/politik/aktivistin-malala-yousafzai-das-maedchen-das-die-taliban-fuerchten-1.1492951
[22] Sunan Abu Dawud - English Translation with Explanatiory Notes by Prof. Ahmad Hasan, Vol.3, Kitāb al-Adab - Chapter 1839, New Dehli (5.Auflage) 2001, S.1424

Montag, 5. August 2013

Nacht des Schicksals


'Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen
Wahrlich, Wir sandten ihn (den Qur-ân) hernieder in der Nacht Al-Qadr. Und was lehrt dich wissen, was die Nacht Al-Qadr ist? Die Nacht Al-Qadr ist besser als tausend Monde. In ihr steigen Engel herab und der Geist nach dem Gebot ihres Herrn – mit jeder Sache. Friede währt bis zum Anbruch der Morgenröte.'


(Der Heilige Quran – Sure 97)