Mittwoch, 9. September 2015

Ein Kommentar



Lieber, naja, eher böser, gesamter in Meinungsfreiheit getarnter Hass-Mob!

Eure Kommentare sind wirklich sehr herzergreifend und so philosophisch, dass es mich wundert, woher ihr solch hoch komplexe Gedanken aufsammelt. Ich frage mich, ob ihr dieses Gefühl kennt, man nennt es „Mitgefühl“, das die Anteilnahme am Leid anderer beschreibt. Nur weil ihr es nicht nachvollziehen könnt, wie sich wohl maximales Leid anfühlt und wohl noch nie Kontakt zu „Ausländern“ hattet, glaubt ihr wohl, dass ihr euch als vermeintliche „Übermenschen“ alles leisten könnt. Ihr selbst sitzt in einem warmen und gemütlichen Raum, mit einer Tasse Kaffee in der Hand – ja alleine diese Tatsache zeigt, dass es euch so richtig gut geht. Euer größtes Problem ist sicherlich, dass ihr keine Cola zu eurer Pizza trinken könnt oder in der Bahn keinen Sitzplatz bekommt. Wie bedauerlich! Und wieso könnt ihr keine Cola trinken und keinen Platz in der Bahn bekommen? Ja genau, alles wegen den Flüchtlingen! Die nehmen doch sowieso alles weg. Das tut mir so leid! Das Problem eines Egomanen, pardon /Egomanin (nicht zu vergessen - denn sonst werden wir armen Frauen wieder so benachteiligt - als gäbe es keine anderen Probleme auf dieser Welt) ist das Teilen und die Gunst. Jetzt müssen wir uns hier den Asphalt und die Luft mit den Flüchtlingen teilen. Keine Ahnung, wo die alle her kommen. Ob die wohl so etwas wie Sitte und Moral kennen? Wohl kaum! Sonst würden sie ja nicht so dreist sein und alles wegnehmen! Sie kommen, laufen auf dich zu und nehmen dir das Brot aus deiner Hand, gönnen sich einen großzügigen Bissen, schmatzen und schauen dir dabei frech ins Gesicht. Ganz genau. Das sind die Flüchtlinge. Nur aus diesem Grund kommen sie zu uns: um uns alles wegzunehmen. Ich schaue jeden Tag auf meinen Parkplatz, um sicher zu gehen, ob unser Auto noch da steht. Man weiß ja nie, ob ein Flüchtling kommt und damit weg fährt und dann zu meinem Arbeitsplatz fährt und sich dort einnistet. Ja, ja...

Jetzt mal im Ernst: Menschen verkaufen teilweise ihre Türen und Fenster, um ihre Reise nach Europa zu bezahlen. Glaubt ihr etwa, dass machen diese Menschen aus Jux und Langeweile? Diese Menschen haben Kinder und möchten ihren Kindern eine Perspektive bieten. So, wie es jede Mutter und jeder Vater für die eigenen Kinder tun möchte. Es ist wohl ein Urinstinkt des Menschen, dem Kind etwas Gutes bieten zu wollen, dem Kind das Beste zu geben, etwas zu geben, das man selbst nicht haben konnte. Wirtschaftsflüchtlinge kommen auch nur, damit sie ihren Kindern, die sie auch mit großen Augen anschauen, weil sie etwas haben möchten, etwas geben möchten – wenigstens etwas. Kriegsflüchtlinge kommen auch nur, damit sie ihren Kindern Frieden geben können. Den Frieden, den sie in ihren Ländern nirgends finden. Diese Menschen steigen auch nur in die Boote, da das Meer sicherer scheint als das Land. Wie fühlen wir uns, wenn ein Kind, wenn nicht gar das eigene, uns anschaut, weil es etwas haben möchte? Wir versuchen es diesem Kind zu geben. Wir versuchen diesem Kind ein Lächeln auf das unschuldige Gesicht zu zaubern. Im Grunde geht es hier doch nur um die Kinder. Kinder sind die Zukunft. Und die Zukunft ungewiss. Ungewissheit bereitet Angst. Wir sollten diese Angst bekämpfen, indem wir uns solidarisieren und eine Kette bilden, die weder durch Hass noch Hetze zerstört werden kann.

Diese hasserfüllten Menschen haben wohl eine ganz andere Beziehung zu Flüchtlingen, die wir niemals nachvollziehen werden. Doch ich bin mir sicher, dass diese Menschen eigentlich im Kern alles andere stört als die Ankunft von Menschen, die Hilfe benötigen und von Krieg und Elend flüchten müssen und hier Zuflucht suchen. Sie bemerken es nur nicht. Es ist die pure Unsicherheit, die ans Tageslicht tritt. Im Grunde wird doch nur ein Sündenbock gesucht!
Es ist nur eine Frage der Zeit und die Menschen schlagen sich gegenseitig die Köpfe ein, weil sie im Grunde genervt sind. Genervt von sich selbst. Denn wann waren Menschen denn schon je vollkommen zufrieden?

P.S.: Eine ungarische Kamerafrau zeigt, wie ungeniert Menschen sein können. Sie stellte einem "Flüchtlingsvater" mit einem Kind im Arm das Bein und fällt auf der Weltbühne selbst zu Boden. Standing ovation.