Montag, 16. November 2015

Was ich sagen möchte...

Ich bin voller Wut. Meine Seele unruhig. Ich selbst, Muslima, kann in keinster Weise die Taten dieser Extremisten nachvollziehen. Frage mich, was sie wohl dazu bewegt? Ich bin wütend, wenn ich den Namen „Islamischer Staat“ lese/höre. Denn solche Barbaren können und dürfen nicht mit dem Islam in Verbindung gebracht werden. Auch wenn sie sich selbst so nennen – na und? Ich nenne sie einfach nur Barbaren, Terroristen, Unmenschen. Abgesehen davon sterben täglich Muslime selbst, die dem ISLAM angehören, durch terroristische Anschläge. Warum also „Islamischer Staat“?
Seit meiner Kindheit wurde mir beigebracht, dass Friedfertigkeit und Barmherzigkeit eine/n Muslim/a auszeichnet. Dass das Leid anderer erkannt werden soll und dann beseitigt werden soll. Dass die Wahrheitsliebe essentiell ist. Und dann kommen solche Unmenschen, die sich  gerne mit dieser Religion identifizieren möchten. Nein, danke! Das kann und werde ich nicht akzeptieren! Diese Menschen, die fälschlicherweise davon ausgehen, durch solche Taten ins Paradies zu gelangen, kennen den Islam doch gar nicht. Haben sie jemals den Koran gelesen? Jemals aus tiefstem Herzen voller Demut gebetet? Jemals Barmherzigkeit walten lassen? Sicherlich nicht.
Unwissen ist das Unheil, das viele Gebiete im Osten verfolgt. Würde die Jugend von anderen Menschen aufgefangen werden, um ihnen die wahre Essenz des Islam, aber auch generelles Wissen nahe zu bringen, würde man schon so einiges erreichen. Wissen erweitert den Horizont und lässt (oft) Vernunft walten. Doch nicht alle Jugendlichen dieser Länder können hiervon profitieren. Sie unterliegen der Schreckensherrschaft dieser Terroristen. Ihr Schicksal liegt in den Händen dieser Unmenschen.
Hier handelt es sich um territoriale und politische Ansprüche – religiöse Vorwände gelten als Mittel zum Zweck. Die Wahrheit ist, dass es keine Lösung gibt. Wir befinden uns in dem Modus der Ohnmacht. Frankreich reagiert auf den Terror mit Krieg. Doch ist das wirklich die richtige Entscheidung? Sollte Frankreich nicht andere Strategien wählen? Dies sind keine vorwurfsvollen Fragen. Es sind Fragen, die etwaige Alternativen in Erwägung ziehen, um Krieg aus dem Weg zu gehen. Was können wir bloß tun? Wie reagieren wir richtig?
Viele fordern (warum auch immer) nun von Muslimen, dass sie sich deutlich und öffentlich von diesen Anschlägen distanzieren sollen. Ich und Millionen anderer Muslime tun dies. Beten über eine (Schweige-)Minute hinaus und flehen Gott um Hilfe. Im Mittelpunkt des islamischen Glaubens liegt das tägliche Gebet. Ich bete für die Opfer und die Hinterbliebenen, für Frieden und gegen Terror, für Gerechtigkeit und gegen Ungerechtigkeit. Dies ist meine Art der Distanzierung und ich bin fest davon überzeugt, dass dies etwas bewegen kann.

Möge Gott Gerechtigkeit walten lassen, den Opfern des Terrors in Frankreich und weltweit das Paradies gewähren, Frieden einkehren lassen und die Terroristen in jeder Hinsicht zu Verlierern werden lassen! 

Dienstag, 3. November 2015

Frag mich doch

Oh mann, dachte ich mir,
schon wieder eine Schlagzeile,
die mir mitten ins Gesicht schlägt,
Oh mann, oh mann,
und scrolle immer desinteressierter und aufgewühlter auf der Seite weiter,
was soll das?,
frage ich mich kopfschüttelnd
und verliere inzwischen das Interesse komplett,
eigentlich tangiert mich das peripher,
doch irgendwie lässt es mich auch nicht in Ruhe
diese ständige Schuldzuweisung,
Abweisung,
Anweisung,
überall steht man unter Beobachtung,
als sei ich ein Ausstellungsstück im Museum,
aber Hey!
Ich kann auch reden!
Frag mich doch,
Anstatt den Focus,
der eigentlich gar keinen richtigen Fokus hat,
denn er trifft immer daneben,
nie auf den Punkt,
Frag mich doch,
ob ich rechtlos bin
oder nicht,
frag mich doch,
warum ich ein schwarzes Kopftuch trage,
und kein gelbes, rotes, blaues, oder buntes,
vielleicht ist es auch einfach nur Style,
und ich kombiniere es gerade zu den schwarzen Punkten auf meinen Socken,
wer weiß das alles schon besser,
außer der Person selbst,
die betroffen ist,
frag mich in der Bahn,
im Bus
oder an der Haltestelle,
ich werde dir immer antworten
auf  deutsch,
mit Prädikaten
und Adjektiven
Präpositionen und
einem Lächeln auf meinem Gesicht,
denn ich würde mich darüber freuen,
gefragt zu werden,
lass uns gemeinsam in den Fokus des Spiegels rücken
und die Welt und Zeit verändern!